Zarautz, Getaria, Zumaia
♪♫ Lay Here Beside You – State of Sound ♪♫
Nach dem ersten berauschenden Tag in San Sebastián zog es mich auch schon wieder in die umliegenden kleinen, nicht ganz unbekannten Dörfer. Nach einem weiteren Frühstück mit Café und Croissant im Bideluze stieg ich in den Bus Richtung Surferparadies Zarautz. Schon die Fahrt durch Dörfer, über Hügel und unzählige Kurven durch das Grün der baskischen Landschaft versprach viel von diesem Tag. Kurz vor 10 erwacht das Dorf gerade zum Leben. Der Strand füllt sich ein weiteres Mal, Sonnensegel werden aufgespannt und das Meer überlässt den Sandstrand für ein paar Stunden Urlaubern und Einheimischen. Ich laufe die Uferpromenade entlang, Jogger und Spaziergänger, die die noch etwas kühlere Morgenluft nutzen, kommen mir entgegen. Ein ganz normaler Samstag. Am endlosen Strand läuft das Meer noch sanft an Land, doch schon bald gurgelt es unter mir zwischen den kleinen Felsausläufern und Steinen. Mein Blick geht an der Straße entlang, zwischen kurzen Felstunneln, Getaria in der Ferne, dem auch hier weiten Blau und der Landschaft voller grüner Hügel, die direkt am Strandende wieder beginnt. Stand-up-Paddler drehen gemütlich ihre Runden auf dem glatten Ozean. Einheimische nutzen den kleinen Hafen als Schwimmbad inklusive Sprungtürmen und Balancekünsten. Die Sonne scheint unerlässlich, die salzige Luft bläst mir den Kopf durch. Zurück am Strand sind die bunt gestreiften Sonnenzelte inzwischen aufgestellt und bieten kühlen Schatten. Ich lass mich in die Wellen des Atlantiks mit ihren Schaumkronen fallen bevor ich mich mit allen anderen am Strand treiben lasse. Immer mit den Füßen im Wasser, mit dem Blick ins weite Blau, bis ich am anderen Ende der 2km über den feinen Sand und dann weiter nach oben gehe. Schon auf halber Strecke ist der Blick über den Strand bis nach Getaria atemberaubend schön. Dieses wunderbare, verheißungsvolle Meer wiedermal gerahmt von sattem Grün. Bei den in langen Bahnen heranrollenden Wellen wird wohl jedem klar, wieso Zarautz das Surfparadies ist. Auch wenn die Wellen an diesem Tag wohl eher lieblich sind, sind sie dennoch kraftvoll und das Meer meist rauher. Während auf der einen Seite gebadet wird, tummeln sich am anderen Ende die Surfschulen.
An der Küstenstraße, die sich an den Verlauf der Berghänge schmiegt, entlang geht es unter heißen Sonnenstrahlen um eine Kurve nach der anderen in die kleine Hafenstadt Getaria. Modebegeisterte finden hier das Balenciaga Museum, das etwas oberhalb der Stadt thront. Zeit für eine kleine Mittagspause an der Mole mit Blick auf den unverkennbaren Strand von Zarautz. Ein Boot nach dem anderen fährt aus dem kleinen Hafen hinaus, um den Nachmittag auf dem Wasser zu verbringen – oder hat bereits in der Buch vor dem kleinen Strand geankert und schaukelt leicht. Über allem liegt dieser Filter aus glitzerndem Sonnenlicht und Meeresluft, der alles ein bisschen unwirklicher, fantastischer erscheinen lässt. Oder einfach alle Nuancen kräftiger Farben zum Vorschein bringt. Ich erkunde die kleinen verwinkelten Gassen der Altstadt, die an und auf einen Hügel, der ins Meer ragt, gebaut sind. Jedes Detail, das den ganz eigenen Charme der kleinen Stadt ausmacht, prägt sich in meine Erinnerung. Die Promenade zum Hafen unter mir ist voller Trubel und Fischrestaurants, die zum Mittagessen einladen. In die weiter hinten und oben gelegenen Gässchen verirrt sich um diese Zeit kaum einer. Ein letzter herrlicher Blick vom Seefahrerdenkmal Elcano die Küstenstraße zurück bis mich der Bus nach Zumaia fährt.
Das Zentrum der Stadt ist zur Siestazeit verschlafen. Die Strände dafür gut besucht. Wieder spaziere ich tiefenentspannt durch die dritte kleine Stadt der baskischen Küste, deren Kapelle San Telmo in Unmengen spanischer Filme zu sehen ist. Diese thront auf einem Felsvorsprung gefährlich nah am Rand, den eingekeilten Strand oder wahlweise den rauschenden Atlantik direkt unter sich. Ein wahrhaft idyllisches Bild – strahlend weiß mit rostrotem Dach vor dem wiesengrünen Hügel, auf dem sich die Sonnen- und Schattenflächen der ziehenden Wolken abbilden. Unter sich ein nasser Sandstrand. Davor – wie überall – der Atlantik, dessen Farbe hier von hellgrün bis silbern und erst weit draußen tiefblau geht. Die wie Platten aneinandergeschobenen Felsformationen des Flysch, die aus dem Wasser ragen oder direkt unter der Oberfläche zu erahnen sind, machen das Bild vollkommen. Die Wellen schlagen mal verspielt, dann wieder drohend gegen die Felsen. Noch besser wird der Blick entlang des spitz zulaufenden Felsen, der stolz weiter ins Meer ragt. Rechterhand fällt dieser senkrecht ab. Hinter einer Biegung des mit Gras und Sträuchern, die teils fast märchenhafte Bögen bilden, gesäumten Schotterweges kommt wieder das Meer in Sicht. Diesmal über und über von den Sonnenstrahlen zum Glitzern und Leuchten gebracht, mit Schaumkronen vollendet. Eingerahmt in die Schatten der dahinterliegenden Küstenlinie, die im Sonnendunst nur leicht erkennbar ist. Rechterhand ist der Atlantik nun türkis-lieblich, hinter dem sommerlichen Hellgrün, wogegen der Flysch linkerhand scharf aus einer Art Bucht in die Weite ragt. Die Sonne lässt hier alles eher silbrig-grau wirken, obwohl die Felsen unter dem saftigen Gras eher kalkweiß sind. Lange stehe ich einfach nur da, den Blick über die fantastische Komposition der Natur vor mir und kann mich nur schwer von dieser Perfektion losreißen.
Über einen ruhigen Weg durch die Wiesen komme ich wieder ins Zentrum, das nun langsam zum Leben erwacht. Ausgelassene Menschen in den Straßen, typisch spanisches Leben auf den Plätzchen und diese ganz besondere Stimmung, die schwer in Worte zu fassen, direkt ins Herz geht.
Zarautz, Getaria, Zumaia. Ortsnamen, die wie Musik klingen. Alle so wunderbar, dass sie immer noch ein pures Glücksgefühl auslösen.